Am 25. Jänner 2022 trafen wir uns auch diesmal wieder in einer Zoom-Session. Diesmal mit Dr. Walter Wintersteiger, der unangefochten zu den IT Pionier in unserem Ländle zählt.
Als hochgeschätztes Vereinsmitglied versorgt uns Walter immer wieder mit humorvollen Anekdoten aus der Welt der Informatik, der Software-Entwicklung und der damit einhergehenden Qualitätssicherung. Aber auch mit einem uneingeschränkten Einblick in seinen riesigen Erfahrungsschatz, seiner Freude am Austausch in der Community, sein großes Staunen über das emsige Schaffen im Mutterschiff und seine Begeisterung über die jüngeren Generationen, die sich – wie auch er – so unbekümmert mit dem Motto „Make-it“ an die Dinge heranwagen. Und nicht zuletzt mit dem leckeren Wein, den er zu gegebenen Anlässen mit bringt und gerne mit uns teilt. Und so passte sein Impulsvortrag über die agile Software Entwicklung mit dem Untertitel „Alter Wein in neuen Schläuchen“ wie der Käse und die Trauben zum Wein, die er ebenfalls gelegentlich vorbei bringt.
In den nachfolgenden Abschnitten versucht Helmut Mons die wesentlichen Aussagen aus Walters Implus-Vortrag, den wir mitgeschnitten und auf unserer Plattform zu Verfügung gestellt haben, wiederzugeben:
einmal Pionier – immer Pionier
Über Walter könnte man ja Bände schreiben. Das würde den Rahmen jedoch bei Weitem sprengen. Daher beschränken wir uns hier nur auf das aller Wesentlichste, welches auch direkt im Zusammenhang mit dieser Zoom-Session steht. Wer mehr über Walter erfahren möchte, den bitten wir, über Google nach „Walter Wintersteiger“ zu suchen. Mehrere Leseabende sind dir dann schon mal gesichert.
Wenn man nach Synonyme für das Wort Pionier sucht, dann findet man Wörter wie Bahnbrecher, Begründer, Schrittmacher, Vorreiter, Wegbereiter. Und das war und ist Walter. Nach seinem Studium der Betriebswirtschaft in Wien avancierte er nach einer Systemberatertätigkeit in Stuttgart zum Geschäftsführer und Leiter der Softwareentwicklung im Vorarlberger Rechenzentrum (VRZ) in Dornbirn. Das war 1970. 2 Jahre später unterrichtete er als erster EDV-Lehrer im Ländle an der HAK in Lustenau, um sich danach im 1-2 Jahresrhythmus auf mehrere Gründungen zu stürzen: Gründung des Uni-Lehrgangs für Angewandte Informatik (1983), Gründung des STEV – österr. Vereinigung für SWQM (1984) und Gründung seines eigenen Unternehmens, der MANAGEMENT & INFORMATIK in Dornbirn (1986). Um dann, viele, viele Jahre später, sein Engagement und seine Begeisterung für diese und darüber hinausgehenden Themen mit uns als Mitglied der Digitalen Initiativen zu teilen. Was für ein Pionier. Schritt machen und Schritt halten – mit Freude und Genuss.
agil – kenn ich
Agilität ist nach Walters Ansicht überall. Den Geschwindigkeit, Performance, Veränderung prägen unser aller Alltag. Immer Neues kommt hinzu. Immer schneller, immer vielseitiger und vielschichtiger.
Und weil sich heutzutage alles schneller dreht, war es notwendig, sich von schwergewichtigen, relativ starren Modellen in Richtung leichtgewichtige, relativ flexible Modelle zu bewegen, um eben beweglicher zu werden. Es hat an die 20 Jahre gedauert bis „Agilität“ in unserem normalen Alltag angekommen ist. Aber im Grunde gab es sie immer schon. Alles was nicht einer Regel oder einem starren Prozess unterworfen war, konnte man damals schon der Situation im Rahmen der Möglichkeiten anpassen. Walter bezeichnete das 1 Personen-Team als das ideale, agile Software-Entwicklungsteam. Denke ich an meine Anfange in der Software-Entwicklung zurück, unterschreibe ich das sofort. Fast alles war möglich. Und man konnte auch damals Prioritäten setzen. Was war wichtiger und was weniger. Ähnlich wie es im Agilen Manifest festgelegt wurde (z.B. Individuen und Interaktionen mehr als Prozesse und Werkzeuge). Diese Beweglichkeit ist für Körper und Geist wichtig, betonte Walter, der Vergleiche mit verschiedenen Sportarten wie Handball aber auch mit dem Golfspielen zog.
agil – im Team
Geschwindigkeit, Kosten und Flexibilität spielen heutzutage eine immer größere Rolle. Wer sich nicht gut bewegen kann, der wird mit seinem Produkt zu spät am Markplatz stehen. Daher ist es gerade für Teams wichtig, dass sie sich nicht gegenseitig blockieren. Miteinander harmonieren und wirksam werden. Aber Agilität kann nicht angeordnet werden. Man muss sie sich erarbeiten, aneignen. Das dauert Wochen und Monate, bis MitarbeiterInnen in Teams miteinander agil arbeiten. Bei Unternehmen dauert es Jahre. Dabei ist das Mitwirken einer jeder einzelnen Person notwendig.
selbst – wirksam und diszipliniert
Es braucht Wahrnehmungsfähigkeit und Begeisterung um in die Selbstwirksamkeit zu kommen. Sich trauen und nicht mit angezogener Handbremse fahren. Selbstdiszipliniert selbst agil zu sein. Ein Sehender in der Gruppe von Blinden. Bis es alle sehen. Bis sich alle auf das eine Ziel einschwören. Es gemeinsam anvisieren, im Wissen, dass man es nur gemeinsam schafft.
transparenz – what else
Dafür braucht es aber Transparenz und Vertrauen. Vertrauen und Transparenz. Das ist wie mit der Henne und dem Ei. Irgendwo muss es beginnen. Vertrauensvorschuss wäre ein denkbarer Start.
Der Transparenz braucht größte Aufmerksamkeit. Falls diese fehlt, dann nützt vieles nichts. Es blockiert. Es führt zu Misstrauen. Und das wiederum verhindert Kommunikation und Kooperation.
schwelge in den Möglichkeiten
„alles ist möglich – nix is fix“ … so hätte ich Walter mit dem Satz „schwelge in den Möglichkeiten“ verstanden:
- selbst agil zu werden braucht nicht eine starre Vorstellung, was agil ist und was nicht
- agil zu sein heißt vielfältig und nicht einfältig bzw. vielseitig und nicht einseitig zu sein
- agil zu sein heißt nicht zu erstarren, nichts einzubetonieren, nicht einzuschränken
DANKE, lieber Walter, für das Teilen deiner An- und (Ein)Sichten. Es ist jedes Mal erfrischend, dir zuzuhören.
Ich kann jedem nur empfehlen, sich den Impulsvortrag anzuhören. Denn nicht alles ist hier erwähnt und gespoilert 😉