LBMT #2 – Verena Konrad zu Architektur und Technologie

Lebensbaumeisterin Technologie
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LBMT #2 – Verena Konrad zu Architektur und Technologie
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„Wir suchen Räume des Schutzes, des sozialen Miteinanders und des kulturellen Ausdrucks“

Die zweite Folge von Lebensbaumeisterin Technologie taucht tief in die Frage ein, wie moderne Technologien die Architektur und unser Verständnis von Orten an denen wir Leben beeinflussen. Verena Konrad, Direktorin des Vorarlberger Architektur Instituts, erklärt, dass wir in einer Zeit leben, in der Technologie die Art und Weise, wie wir Räume gestalten und erleben, grundlegend verändert. „Wir leben in einer der spannendsten Zeiten für Architektur„, sagt Konrad und hebt hervor, dass technologische Entwicklungen, insbesondere die Digitalisierung, unsere gebaute Umwelt revolutionieren.

Architektur ist für Konrad nicht nur eine technische Disziplin. Sie beschreibt sie als eine „Querschnittsmaterie“, die sowohl technische als auch künstlerische Aspekte vereint. Technologie wird dabei nicht nur eingesetzt, um Gebäude effizienter zu planen und zu errichten, sondern sie entwickelt sich auch selbst durch die Architektur weiter. Besonders die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) und Virtual Reality schafft völlig neue Möglichkeiten, wie Architekt*innen Gebäude entwerfen und visualisieren können. Konrad betont, dass diese Technologien entscheidend dazu beitragen, die Lebensqualität zu verbessern und die ökologischen Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen.

Technologie muss immer auf der Höhe der Zeit sein, um Architektur wirksam zu machen„, so Konrad weiter. Besonders in Zeiten der Klimakrise sei es wichtig, nicht nur mit neuen Werkzeugen wie KI und digitalen Planungsmodellen zu arbeiten, sondern auch bestehende Bauwerke zu erhalten und ressourcenschonend weiterzuentwickeln. Diese Entwicklung geht Hand in Hand mit der Rückbesinnung auf traditionelles Handwerk und nachhaltige Baupraktiken, bei denen der Umgang mit Materialien und der Schutz natürlicher Ressourcen im Vordergrund stehen.

Über Verena Konrad
Verena Konrad (1979) ist eine österreichische Kunsthistorikerin und Architekturexpertin. Seit 2013 leitet sie das Vorarlberger Architektur Institut, wo sie sich intensiv mit den Wechselwirkungen zwischen Architektur, Gesellschaft und Technologie auseinandersetzt. Zuvor studierte sie Kunstgeschichte und Philosophie an der Universität Innsbruck und war als Kuratorin und Kulturvermittlerin tätig. Ihre Expertise reicht von Architekturgeschichte über Raumplanung bis hin zu Fragen der Nachhaltigkeit und technologischen Innovationen. Unter ihrer Leitung hat das Vorarlberger Architektur Institut zahlreiche Projekte realisiert, die sich mit der sozialen und ökologischen Verantwortung von Architektinnen beschäftigen.

Verena Konrad setzt sich dafür ein, dass Architektur nicht nur Gebäude entwirft, sondern auch das gesellschaftliche Zusammenleben fördert. Sie sieht Architektinnen in der Verantwortung, Räume zu schaffen, die sowohl den Bedürfnissen der Menschen gerecht werden als auch den Herausforderungen des Klimawandels und der Ressourcenknappheit. „Die Verantwortung von Architektinnen liegt nicht nur in der Gestaltung, sondern auch in der Antizipation der Wirkungen unserer Planungen auf die Gesellschaft“, erklärt sie und fordert einen ganzheitlichen Ansatz, der sowohl technologische als auch soziale Aspekte berücksichtigt.

Der Mensch im Mittelpunkt
Eine zentrale Frage, die in der Diskussion aufkommt, ist die zunehmende Individualisierung in der Gestaltung von Lebensräumen. Konrad hebt hervor, dass technologische Entwicklungen, wie die Nutzung von KI und Big Data, maßgeblich dazu beitragen, dass Wohnräume immer stärker an individuelle Bedürfnisse angepasst werden können. Gleichzeitig warnt sie davor, dass dies auch eine „Vereinzelung“ der Gesellschaft fördern kann. Während früher Gemeinschaftsorte, wie das Radio oder der Esstisch, zentrale Treffpunkte im Alltag waren, erfolgt heute vieles über digitale Kommunikationsmittel. Diese Entwicklung habe einen tiefgreifenden Einfluss auf die Art und Weise, wie Menschen Räume nutzen und wie Architekt*innen diese gestalten.

Trotz der technologischen Innovationen bleibt für Verena Konrad eines klar: Die Grundbedürfnisse des Menschen haben sich nicht geändert. „Wir suchen Räume des Schutzes, des sozialen Miteinanders und des kulturellen Ausdrucks“, sagt sie. Die Herausforderung bestehe darin, diese Bedürfnisse mit den neuen Möglichkeiten der Technologie in Einklang zu bringen und gleichzeitig die Verantwortung für eine nachhaltige und zukunftsfähige Bauweise nicht aus den Augen zu verlieren.

Das Gespräch haben Christoph Benedikt und Johannes Moser geführt.

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